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Nicht nur Gefühlssache: In die Erholung investieren

Wer Spitzenleistungen erbringen will, muss sich früher oder später mit dem Thema Erholung auseinandersetzen. Gerade ambitionierte und engagierte Menschen neigen dazu, an ihrem «Höher, Schneller, Weiter» auszubrennen. Die optimale Balance zwischen Leistung und Erholung zu finden, bleibt eine grosse Herausforderung für viele Athlet:innen – so auch für mich. Es zeigt sich: Es gibt nicht das eine, universelle Patentrezept für gute Erholung. Das passende Vorgehen variiert von einer Person zur anderen, verändert sich aber auch über die Zeit und verschiedene Lebensphasen.

Seit Jahren schenke ich dem Thema Erholung hohe Aufmerksamkeit und Priorität. Ich versuche, meine mentale und körperliche Belastung zu regulieren und mir durch genügend Schlaf, gesunde Ernährung und Therapien regelmässig Gutes zu tun. Während es mir in den letztgenannten Punkten meist leicht fiel, auf Kurs zu bleiben, bereitete der Schlaf in den vergangenen zwei Jahren Schwierigkeiten. Eine ganze Nacht durchzuschlafen war ein Ding der Unmöglichkeit. Morgens aufzustehen, ohne mich erholt zu fühlen – dieses Gefühl wollte und musste ich loswerden.

So entschloss ich mich Anfang dieses Jahres, meine Erholung zu tracken. Ich kaufte mir ein Tracking-Armband mit zugehöriger Software und wollte wissen: Wie schlecht schlafe ich wirklich? Die Messungen zeigten, dass ich sogar eine bis zwei Stunden weniger schlief, als mein Gefühl mir vermittelte. Es war also höchste Zeit, meine Schlafdauer und -qualität objektiv und subjektiv spürbar zu steigern. Inzwischen stehe ich bei sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht, womit ich voller Energie in den neuen Tag starten kann.

Neben dem Schlaf tracke ich auch weitere bekannte Parameter der Erholung. Dazu gehört die Herzfrequenzvariabilität (HRV), die bei einem erholten Nervensystem über 100 Millisekunden zu liegen kommt. Nach einem intensiven Sprinttraining, in dem das Nervensystem stark gereizt wird, bleibt der Wert oft tagelang unter dieser Marke. Sinkt die HRV unter 100, zeigt der Körper sein Bedürfnis nach Entspannung. Diesem Zeichen folge ich durch flexible Anpassungen im Trainings- und Terminplan. So unterstützt mich das Tracking der HRV dabei, die Erholung im richtigen Moment zu priorisieren.

Meine Erholungsstrategie wird komplettiert durch Physiotherapie und Osteopathie sowie Saunagänge, die bei der Regeneration des Körpers helfen, aber auch mental guttun. Im Bereich der Ernährung ergänze ich eine generell gesunde Essensweise durch Shakes mit Mikronährstoffen wie Omega 3 oder Vitamin D, deren Wirkung auch Gegenstand meiner Doktorarbeit ist. Es bereitet mir Freude, mein medizinisches Wissen an mir selbst zu erproben und damit an einem optimierten Lebensstil zu feilen.

Was mir in diesem Optimierungsprozess wichtig ist: Das Tracking soll mir eine Faktengrundlage liefern, um informierte Entscheidungen in Bezug auf meine Alltags- und Trainingsgestaltung zu treffen. Gleichzeitig will ich auch weiterhin auf mein Gefühl vertrauen. Ich will selbst spüren, was ich wann brauche, um gesund zu bleiben und im richtigen Moment leistungsfähig zu sein.